Setzt Euch zu mir, einen Krug kühlen Mets genehm? Bei dieser Hitze genau das Richtige, meint Ihr nicht auch? Wirt, schenk‘ ein und spar‘ nicht am Tropfen! Nun, denn, die Swadde Spoekelbiester… Erneut beliebt es mir Euch von einem neuen Abenteuer zu erzählen.
Im Jahre des Herren 2018, zu Beginn des Heumondes, fanden sich die Swadde Spoekelbester erneut zusammen, um eine Pilgerung durch die norddeutschen Lande zu unternehmen. Doch diese Pilgerfahrt war eine ganz besondere, fand sie doch an heimatlicher Stätte statt. Zu Meldorf, dieser so wichtigen Stadt des Mittelalters in Dithmarschen, wollten die Spoekelbiester mit anderen Weggefährten lagern und das Leben zelebrieren. Und so kam es, dass sich die Spoekelbiester auf dem Markte Meldorfs im Schatten des ehrwürdigen Domes einfanden, um unter grossen Mühen ihre Zelte und Planen in der erbarmungslosen Mittagssonne aufzuschlagen. Begleitet und unterstützt wurden die Spoekelbiester dieses Mal von Siggi, mittlerweile treue Wegbegleiterin der Biester und dem geneigten Hörer wohlbekannt, und Daniela, die ihre Hilfe voll und ganz den Spoekelbiestern darbot.
Doch bereits am Tage des Aufbaus konnten die Gefährten unter der Flagge des Dithmarscher Reiters auf tatkräftige Hilfe zählen. Denn es ward ein schwieriges Unterfangen die Zelte aufzustellen, fegte doch ein gar raues Lüftchen über das Pflaster des Platzes und zerrte stets an dem Leinen der Zelte und riss sie in die Höhe. Doch, den Göttern sei Dank, wurden manch stille Wünsche erhört und Hilfe nahte. Endres, stolzer Recke und treuer Helfer in jeder Lage, erschien und stellte sich an die Seite der Biester sowie Jennifer, Nachfahrin der Seelenfänger nebst ihrem getreuen Freund Sven, um den Göttern des Windes ein Schnippchen zu schlagen. Zum Abend hin ward das Lager trotz aller Widrigkeit aufgestellt und die Spoekelbiester begrüssten Freunde anderer Flaggen. So gab es ein herzliches Wiedersehen mit dem Burgvolk zu Wittorf und auch Helge, der Axtwerfer, samt Gefolge wurden aufgesucht, um ein Schwätzchen zu halten. Nach einem reichlichen Mahl bestehend aus über Feuer gegrilltem Fleische, sassen die Spoekelbiester noch lange zusammen und klönten bis spät in die Nacht. Doch ein jeder Tag neigt sich irgendwann dem Ende entgegen, und so auch dieser. Es lagen aufregende Tage vor den Biestern.
Der Morgen des folgenden Tages, begann bereits sehr früh, sollte doch die Markteröffnung bereits in der neunten Stunde stattfinden und es mussten noch die Reste des abendlichen Gelages beseitigt werden. Pünktlich zur gewünschten Stunde scharrten sich Gefolgsleute der vertretenen Banner und einfaches Volk am Platze des Herolds, um den warmen Worten der Begrüssung Günter von Meldorfs zu lauschen. Und schon bald darauf begann das geschäftige Treiben im Herzen der beschaulichen Domstadt. Waren sämtlicher Natur wurden feilgeboten, Stoffe von feinster Qualität, spielerische Waffen den Kleinsten zum Vergnügen, edle Tropfen, die Kehlen erfreuten, Speysen, die einem das Wasser im Munde zusammen laufen liessen. Auch gab es darstellerische Künste zu bestaunen. So konnte man Utsch, den Ritter und Drachenzähmer kennenlernen, Limes, dem Schmied der alten Künste, bei seinem Handwerk über die Schulter blicken, den Spielleuten der Froydenmetchen lauschen, oder sich ekstasisch zu den Klängen der Mannen von Fabula hingeben. Auch Herausforderungen verschiedenster Arten wollten von Mutigen angegangen werden. So konnte man sein Geschick im Umgang mit der Wurfaxt bei Helge testen, oder ein Spielchen des Glückes am Tische des Burgvolkes zu Wittorf wagen. Auch die Spoekelbiester suchten edle Recken und tapfere Maiden, die ihren Roettensmieter bezwingen konnten. Und so manch einer ging siegreich aus diesem Kampfe hervor. Neugierig wurden die einzelnen Lager und Schlafstätten von dem gar vielen Volke auf dem Markte beäugt, viele Schwätzchen wurden geführt und Blicke in die brodelnden Speisetöpfe geworfen.
Dem Treiben beizuwohnen war ein einziger Spass, wurd‘ es doch niemandem langweilig und ein jeder der Biester trug sein Teil zu diesem Spektakel bei. Zur Mittagssonne trudelten die ersten Freunde und Bekannte des Lagers ein. Nebst Endres, gaben sich Breanna, einstige Wegbegleiterin, Sebastian, ein wahrer Hüne, Lynhardt, dem wohlbekannten Schwertbruder, Nicole, eine Dame des gehobeneren Standes, Berit und Roland, die fahrenden, nordischen Händler, Sandra, Schwester der Selena, und noch unzählige mehr die Ehre. Bitte verzeiht, dass ich nicht mehr jedes Gesicht vor Augen habe, liegen doch schon viele Winter hinter mir. Auch der Seelenfänger samt dem schwarzen Seelenkerker konnte man bei diesem Feste erblicken, wie er seinem Gewerbe nachging und stets auf der Jagd nach unschuldigen Seelen war. Doch auch die Wettergötter meinten es gut mit dem Volke zu Meldorf und liessen die Sonne erstrahlen, doch nur mit dem Winde meinten sie es zu gut. So musste sich die Lagerplane der Biester der Gewalt der Natur beugen und mit vereinten Kräften aller Anwesenden wurde die Überdachung abgebaut.
Die Zeit verging wie im Fluge. Acair, bei dieser Pilgerung im Dienste des Günters von Meldorf, verliess zur siebzehnten Stunde das heimische Lager und unterstützte den Marktmeister bei der Erteilung der Absolution. Gar viele Seelen konnten an diesem Tage vor dem Fegefeuer gerettet werden.
Auch Arnvidh stellte sich bei dieser Pilgerung in den Diensten des Ehrwürdigen. So fungierte er als Herold der Spielleut‘ und zur einundzwanzigsten Stunde kündigte er dem jubelnden Volke die kriegerischen Helden aus dem vergessenen Norden, Forgotten North, an. Nach einer spektakulären Darbietung und einer ausgelassenen Feierei, kehrte man in das Lager zurück, wo zum Abschluss noch der Segen der Ahnen erbeten wurde. Alsbald kehrte Ruhe ein und die Biester liessen ihre müden Knochen zur Ruhe kommen.
Der finale Tag der Pilgerung brach an, und bereits bei den ersten Sonnenstrahlen herrschte geschäftiges Treiben im Lager. Geschuldet dem Umstand, dass am Tage des Herren die Predigt von der Domkanzel verlesen wurde, begann dieser Tag zur elften Stunde. Dies hielt jedoch Meldorfs Volke nicht davon ab, bereits durch die Gassen der Händler und Lager zu flanieren. Nach einleitenden Worten Günter von Meldorfs, zog das Markttreiben erneut viele Pilger an und sorgte bei vielen für leuchtende Augen und ausgelassener Freude. Auch die Wettergötter waren ein weiteres Mal gnädig und bescherten dem Treiben viele Sonnenstunden. Dieses Mal wurden auch die Planen und Zelte der Lager verschont, herrschte doch nahezu Windstille. Jeder ging seinem Handwerke und seinen Verpflichtungen nach. Wie bereits am Vortage, sorgten sich Mim, Selena, Siggi und Daniela um die vielen, vielen wissbegierigen das Lager Aufsuchenden und erfreuten die Kleinsten mit dem Roettensmieter. Acair und Arnvidh stellten sich an diesem Tage erneut in die Dienste des Marktmeisters, sprach Arnvidh jedoch an diesem Tage im Namen der teuflischen Spielleut‘ von Fabula. Doch wie heisst es so schön, alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei, und so mein Freund, neigte sich auch dieses von den Göttern gesegnete Fest auf das Wohle des Lebens dem Ende entgegen, und die Swadde Spoekelbiester beluden ihre Karren und Pferde, um an die heimischen Höfe zurückzukehren. Nach einem anstregenden Abbau, der Pflasterung des Marktes geschuldet, wurden Freunde verabschiedet und ein jeder der Biester entschwand in eine andere Himmelsrichtung.
Teuerster, ich hoffe, Euch gefiel diese Geschichte ebenso sehr, wie sie mir gefiel, als ich ihr beiwohnte. Lasst Euch gesagt sein, es war ein wahrlich heidnischer Spass. Und solltet Ihr selbst einmal solch‘ einer Geschichte euren Teil beitragen wollen, im Herbstmond habet Ihr eine erneute Gelegenheit dazu. Bereits in den ersten dieser Tage findet Ihr die Biester am traumhaften See zu Öjendorf, unweit der Hammaburg. Nutzt diesen Umstand und gesellt Euch an die Tafel der Swadde Spoekelbiester. Diese können Euch noch weitaus spannendere Geschichten erzählen. In diesem Sinne, mein treuer Freund, lange Tage und angenehme Nächte.