Mein Freund,

wenn Euch diese Zeilen erreichen, dann haben wir uns leider verpasst und Ihr sitzet heute ohne meine Gesellschaft in der Schänke. Doch dies soll Euch nicht zum Nachteil gereicht sein. So will ich auf diesem Wege vom letzten Abenteuer der Swadde Spoekelbiester berichten.

Der Heumond neigte sich dem Ende zu und der Weinmond ward nur noch wenige Tage entfernt. Im beschaulichen Meldorf, dieser wichtigen Domstadt, begann der Aufbruch zur letzten Pilgerstätte in diesem Jahre. Angeschlagen und jeder mit seinen eigenen, persönlichen Dämonen kämpfend, begab sich die Kutschenkarawane um Mim, Selena, Acair, Buc und Arnvidh erneut in die Gefilde zu Warder. Ein letztes Mal vor dem Winter sollten die Zelte aufgeschlagen, die guttuende Gesellschaft gefeiert und den Göttern für ein erfolgreiches Jahr gedankt werden. Bei bedecktem Himmel wurde die Reise ohne Probleme vollzogen und bald befand man sich auf wohlvertrautem Grunde. Nach kurzer Planung und voller morgendlichem Tatendrang wurde das Lager errichtet. Bereits zur Mittagsstunde stand der Grossteil des Gemeinschaftslagers und die Ankunft der beiden fehlenden Mitstreiter wurde erwartet, um die letzten Kleinigkeiten herzurichten. Fehlende Mitstreiter? Nun, es handelt sich um Björn und Lynhardt. Diese beiden Recken wurden auf den Feldern zu Öjendorf in die Reihen der Spoekelbiester aufgenommen und werden in Zukunft auch des Öfteren in Erscheinung treten, doch kenne selbst ich noch nicht ihre weiteren Geschichten. So denn, alsbald nahten die Beiden und so konnte der Dithmarscher Reiter stolz im Warderaner Winde der Sonne entgegen reiten. Nach der Herrichtung des Gemächer, ward es für manch Biest an der Zeit, dieses sogleich auszutesten, sorgten die kalten Temperaturen der Vortage doch schon für Husten und Schnupfen. Kraft und Erholung finden, dies hatten sich die Spoekelbiester für diese letzte Pilgerung vorgenommen und so kam es auch, dass sich der Roettensmieter nicht unter der Ausstattung befand. Gegen Abend, bevor man sich dem gemeinsamen Mahle widmete, zog ein jeder seine Kreise und besuchte Freunde anderer Lager, widmete sich dem Trunk der Götter oder versorgte den Drachenschlächter, der einst einen gewaltigen Drachen riss. Von dieser Tat zeugt heute eine Kralle, als lang wie das Bein eines Recken. Nach der gemeinsamen Verpflegung, die alle sitt und satt zurückliess, kippte man noch gemeinsam ein, zwei Humpen und liess den Tage ausklingen, bevor die Ermüdung durch die körperliche Betätigung ihren Tribut zollte.

Des Morgens, im frischen Taue, zog schon sehr früh der wohlige Geruch des wärmenden Feuers durch das Lager. Die ausgedehnte Nachtruhe sorgte für viel Kraft und man beging den neuen Tag voller Tatendrang. Ein jeder ging seinem Tagewerk nach und bereits gegen Mittag trafen die ersten Freunde im Lager der Dithmarscher Biester ein. Natürlich, wie sollte es anders sein, fand als erstes der verehrte Schatten seinen Weg, der Seelenfänger darselbst, doch auch hoher Besuch aus den eisigen Landen Norwegens beehrte das Lager. Endres Sippe, die vor kurzem um einen Kopf wuchs, nahm die Reise nach Warder auf sich und freudig wurde der Zuwachs begrüsst. Auch ehemalige Biester gaben sich die Ehre, namentlich Breanna und Roveena. Die Zeit unter all diesen Freunden wurde aufs Äusserste genossen und bereits zu diesem Zeitpunkt ward bei jedem der Spoekelbiester das Ziel der Erholung erreicht. Ein Segen der Götter. Man fand die Zeit ausgiebig durch die Reihen der Händler zu schlendern, die Freundschaften zu pflegen oder einfach die Seele baumeln zu lassen. Auch die Herrinnen der Küche überstrafen sich wieder einmal selbst. So versorgten sie das Lager mit schmackhaften Käsetalern, die für den vollendeten Genuss in Tunke getaucht wurden. Die Teller waren so schnell leer, guter Freund, so schnell könnt Ihr nicht mal „Ablassbrief“ von Euch geben. Auch des Nachts fand die Freude am Leben keinen Abbruch im Lager der Biester. Freunde des Banners Vi Er Venner gesellten sich an die Tische und gemeinsam wurde gelacht, gesungen, getrunken und sich der Kälte erwehrt. Ein Heidenspass, sag‘ ich Euch. Doch irgendwann, kurz nach der Geisterstunde, löste sich die gesellige Zusammenkunft auf und ein jeder suchte die Wärme des heimischen Gemachs auf.

Ein neuer Tag brach an, zugleich der Letzte der diesjährigen Pilgerung. Doch ward es unnatürlich ruhig zu sonst gewohnten Stunde, die bereits mit Leben im Lager erfüllt war. Während die Biester noch in den wohligen Armen Gevatter Schlafs weilten, entzündete Arnvidh die Feuer und setzte seine bescheidenen magischen Kräfte ein, um den wohligen schwarzen Zaubertrunk zuzubereiten. Nach und nach erwachte das Lager und gemütlich wurde dieser letzte Tag in Angriff genommen. Ohne Stress und Hetze Lebte ein jeder in den Tag hinein. Letzte Besorgungen wurden durchgeführt, letzte Plaudereien geführt oder sich in körperlichen Ertüchtigungen gemessen, unter anderem dem Speer- und Axtwurf, bei dem nicht alles heil blieb. Eine wahre Wohltat für den Leib war dieser Markt und die Spoekelbiester kosteten jede Minute dieser herrlichen Zusammenkunft aus. Und doch ward leider ein Ende in Sicht. Zum Abend hin, ward es an der Zeit die Zelte abzureissen. Die Heimkehr stand an, und ein jeder packte seine Sachen nur widerwillig, war die schöne Zeit auf ein weiteres leider viel zu kurz. Bei Einbruch der Dämmerung waren die Karren beladen und die Swadde Spoekelbiester verabschiedeten sich voneinander, um sich alsbald in alle Winde zu verstreuen.

Doch ein Wiedersehen mit ihnen ist gewiss, mein Freund. Wenn der Frühling die Welt belebt, dann bietet sich Euch die Gelegenheit die Gesellschaft zu geniessen. Bis dahin, gehabt Euch wohl, Weggefährte, und ich hoff‘ Euch des Nächstens wieder persönlich anzutreffen. Sollten wir uns verpassen, übersteht gesund und munter den nahenden Winter.

Voller Grüsse,
Euer treuer Freund