Reisender!

Hier drüben, in der Ecke. Wie ist es Euch ergangen? So wie ich Euch kenne, habt Ihr nichts auszustehen. Ihr möchtet von neuen Abenteuern hören? Nun denn, so lasset mich beginnen. Die folgenden Begebenheiten fanden in der Domstadt zu Meldorf statt. Die Swadde Spoekelbiester erhielten die Einladung, zum jährlichen Kohlfest rund um den Dom ihr Lager aufzuschlagen. Bedingt durch den Umstand, dass sich der Lagerplatz wenige Meter vom Hof Mims und Merlins befand, trafen sich die Swadde Spoekelbiester erst zum späten Freitagnachmittag zum Lageraufbau. Der gepflasterte Markt brachte die Aufbauenden ein ums andere Mal zum Verzweifeln, denn nicht jeder Zelthering liess sich mühelos in den Boden schlagen. Doch zur siebten Stunde ward alles errichtet und man konnte sich um die kleinen Einzelheiten kümmern, die die besondere Atmosphäre im Spoekelbiester-Lager erzeugen. Breanna und Arnvidh hatten noch Verpflichtungen in Marne und so sattelten sie ihre Pferde und gaben ihnen die Sporen. Mim, Selena und Acair blieben zurück, empfingen Freunde und genossen die Gelegenheit, im Schatten des Meldorfer Doms ihrer Passion zu frönen.

Am Samstag, nach dem Stärkungen durch den magischen Zaubertrank eingenommen wurden, wurde das Lager hergerichtet und für die zahlreich erwarteten Gäste und Kinder hergerichtet. Denn die Swadde Spoekelbiester hatten ihren Roettensmieter im Gepäck und wollten ihn zu Meldorf das erste Mal einem öffentlichen Publikum präsentieren. Nach dem ersten gelungenen Belastungstest in Grossenaspe, war man sich sicher, dass das Volk zu Meldorf, ob gross oder klein, den Roettensmieter schnell mit Begeisterung annehmen würde. Und dies sollte tatsächlich so eintreten. Kurz nach der Eröffnung des Marktes zur elften Stunde, fanden die ersten tapferen Recken den Weg zum Lager der Swadde Spoekelbiester und unterzogen sich der Prüfung des Roettensmieters. Ein jeder Wurf wurde von einer gespannten Menge Zuschauer beobachtet und jeder Recke und jede Kriegerin wurde frenetisch von Meldorfs Volk bejubelt. Egal ob jung, ob alt, welchen Standes oder Geschlechtes, jeder bewies sich als Held und Freund der Spoekelbiester. Sogar der Honigmönch Günter von Meldorf daselbst konnte sich den ein oder anderen Wurf nicht nehmen lassen. Doch war noch weiteres Treyben im Lager zu beobachten. Freunde der Swadde Spoekelbiester fanden ihren Weg ins Lager und liessen sich nieder für einen entspannten Klönschnack. Zutaten wurden geschnitten, aus denen ein schmackhafter Kohleintopf gezaubert wurde, wie ihn einst sogar die Soldaten Englands im 15. Jahrhundert verzehrten. Interessierte Zuschauer und Gäste stellten ihre Fragen und bewunderten die eingerichteten Lager und die Spoekelbiester gaben ihr Bestes, jede Frage zur vollsten Zufriedenheit zu beantworten.

Auch Speis und Trank, die auf dem Markt angeboten wurden, wurden verköstigt. Zur vierzehnten Stunde war der Kohleintopf bereit verteilt und verzehrt zu werden. Neben Günter von Meldorf nebst Gemahlin, waren auch die Händler des Vertrauens eingeladen, mitzuspeisen. Ein jeder der Spoekelbiester war begeistert von den erneuten Kochkünsten Selenas und Mims. Nach dieser kurzen Müßigstunde, wurde sogleich wieder dem Tagewerk nachgegangen. Der Abwasch wurde erledigt und auch die Ratten wurden wieder bekämpft. Gegen Abend sattelte Arnvidh erneut sein getreues Ross, um Verpflichtungen dieses Mal zu Kiel in Angriff zu nehmen. Selena, Acair und Mim liessen den Abend entspannt mit Günter von Meldorf und seiner Gemahlin ausklingen, unter Genuss diverser flüssiger Lustigmacher und dem restlichen Kohleintopf.

Auch der Sonntag war für die Swadde Spoekelbiester ein voller Erfolg, um ihr Lager zu präsentieren und Einblicke zu liefern. Bedingt durch ein etwas ungemütlicheres Wetter und weniger Besucher als zum Vortage, ward der Andrang am Roettensmieter gemäßigter, wurde so doch aber auch Zeit gefunden, intensivere Gespräche mit Interessierten zu führen.

Doch zur dreizehnten Stunde stapfte ein erboster Günter von Meldorf in das Lager der Swadde Spoekelbiester. Ihm war von einer Sünde berichtet worden, von niemand geringerem als Arnvidh begangen. Das Verbrechen? Der Diebstahl eines Apfels! Die Strafe? Das Tragen der Schandgeige! Jedwede Unschuldsbeteuerung Arnvidhs wurde überhört und auch ein Beweis der Schuld durch ein Zeichen des Herren, das ausblieb, konnte den armen Tölpel nicht retten. So vollzog sich die Schandprozession durch das Volk Meldorfs und für jeden wurde sichtbar, wie mit Sündern umgegangen wurde. Doch so manch Mutiger glaubte den Worten des Honigmönches nicht und war von der Unschuld Arnvidhs überzeugt und gab ihm zu trinken. Als man am Stand der Apfelsaftpresse ankam, wurde die Unschuld des Arnvidh klar. Günter von Meldorf hatte den Falschen in der Schandgeige! Doch der wahre Schuldige konnte nicht mehr gefunden werden.

Auch wurde wieder zünftig gespeist, diesmal wurde ein Kohltopf zubereitet, geschmort im Sud eines Bieres. Eine Wohltat für den Gaumen. Doch jede schöne Zeit geht zu Ende, so auch die Zeit zu Meldorf. Nachdem die Händler ihre Läden geschlossen hatten, war es auch für die Swadde Spoekelbiester an der Zeit, das Lager abzubauen. Nach gut zwei der Zeitstunden war alles auf die Karren geladen und bereit zur Abreise. Der nächste Halt würden die Weiten zu Hohenlockstedt sein, und dort würde sich auch die diesjährige Pilgerreise dem Ende zuwenden. In dem Wissen, im nächsten Sommer wieder zu Gast in Meldorf zu sein, verstreuten sich die Swadde Spoekelbiester in alle vier Winde, um sich nach kurzer Zeit für die letzte Fahrt zu wappnen.

Doch dies ist Euren Ohren ein anderes Mal bestimmt. So bleibet noch sitzen und genehmigt Euch noch einen Humpen, der geht auf mich und schaut Euch in Ruhe die gefangenen Seelen des Kohlvergnügens an. Mögen Eure Tage lang und Eure Nächte kurz sein.

Die Bilder wurden aufgenommen und zur Verfügung gestellt von Seelenfänger [Photographie].